Unsere „KosherNostra“-compilation von Oz Almog und Shantel inspiriert. So z.B. unseren Freund Jossi Reich alias Joe Fleisch, einen ehemaligen Frankfurter, der seit 14 Jahren in Tel-Aviv lebt. Zusammen mit Ori Kaplan von BalkanBeatBox - das neue Duo nennt sich ELEKTRO-YID - hat er sich an eine Cover-Version von „What can you mach, sis is Amerike“ des legendären Aaron Lebedev herangewagt. In dem längst schrullig gewordenen Humor alter Zeiten wird in dieser jiddischen Ballade aus den 20ern darüber geklagt, dass in Amerika alles anders ist. Die jungen Frauen bekommen Kinder, bevor sie heiraten und den Juden kommen ihre Bärte und Schläfenlocken abhanden, am Ende sehen sie gar aus wie Nicht-Juden. Aber, raisoniert der Sänger schicksalsergeben, schaut mit erhobenen Händen zum Himmel empor und bringt es im Refrain auf den Punkt: „What can you mach, sis is Amerike“.
Joe Fleisch hat den Release jetzt auf eigene Faust gemacht, nicht, wie er sich das am meisten gewünscht hätte, bei EssayRecordings. Bei allem Respekt vor seinem Talent als - wie er es gerne deklariert - „neo-jiddischer Sänger“, unserer Einschätzung nach ist das Video zu trashig, die Produktion noch zu unsauber, ja eigentlich bis dato mangelhaft. Wir distanzieren uns.
Aber da selbst wir uns irren können und Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, empfehlen wir fairerweise allen Lesern unseres Newsletters sich selbst eine Meinung zu bilden. Hier ist der YouTube-Link, inklusive der Weg zum iTunes-store. Genießt es oder auch nicht. Über feedbacks freuen wir uns immer. http://www.youtube.com/watch?v=7qYdWtihvXY
 
Auf der am 24. November erscheinenden EP „Joe Fleisch presents: Yiddish and Non-Yiddish songs from the past, revisited by ElektroYid and the JewishMonkeys“ finden wir des Weiteren das von den JEWISH MONKEYS wiederaufbereitete „Black but sweet“,  einer der Klassiker des großen WILMOTH HOUDINI aus den 20er Jahren, ebenso auf „Kosher Nostra“ kompiliert. Wir erinnern uns: Shantels dem nachempfundener Buccovina-Track, ein Balkan-Gypsy-Verschnitt vom Allerfeinsten, provozierte ab 2004 in den europäischen Clubs jahrelang ekstatisch-hüpfende Tanzkapriolen, und – die besagte äußerst lebensfrohe Cover-Produktion der JEWISH MONKEYS. Indem sie für den instrumentellen Hintergrund, wie für die meisten ihrer Werke, die Tel-Aviver Gitarren-Surf-Band „BoomPam“ in Beschlag nahmen (deren erste beiden Alben übrigens bei EssayRecordings erschienen), erweckten sie das Liebeslied des WILMOTH HOUDINI zu neuem Leben und kreierten ein facettenreiches Stück, das im Finale von Joe Fleisch mit einer geradezu tollwütig-jaulenden Klezmer-Parodie abgerundet wird.
 
JEWISH MONKEYS? Ja genau, JEWISH MONKEYS. Wie so einige andere Insider sind auch wir der eher un-israelischen, dafür aber umso jüdischeren, sehr anarchischen Wildheit und Ungebändigtheit dieses Gesangstrios verfallen. Produziert von Ran Bagno, einem der wichtigsten israelischen Theater- und Film-Komponisten, haben Joe Fleisch, sein Kindheitsfreund Dr. Boiko, ebenso ein nach Israel ausgewanderter Frankfurter und der in Belgien großgewordene Gael Seidner, ein „urwüchsiger arischer Blondschopf“ (O-Ton Joe Fleisch) sich irgendwann mal zu Beginn der Zeroes zu dieser herrlich respektlosen Band zusammengetan. Über die Jahre hinweg bewaffneten sie sich mit einem zunehmend Marx-Brothers-artigen Sinn für Unsinn, politisch höchst unkorrekten Texten und eigenen Song-Kreationen (geschrieben und komponiert vor allem von Dr. Boiko, dem Creative Mastermind der JEWISH MONKEYS). 
Auf seiner EP gibt Joe Fleisch mit seinen JEWISH MONKEYS dann noch die jiddische Version von „Miserlou“ zum Besten, die in den 30er Jahren in direkter Übersetzung des griechischen Originals entstand und von der wundervollen Wüstenprinzessin schwärmt, die dem Verliebten „dus Harz farbrennt“. Auf der „Kosher Nostra“ ist es die englischsprachige Interpretation des legendären Twisters Chubby Checker. 
Von Daniel Haaksman aus Berlin wird die Joe-Fleisch-EP schließlich noch durch Remixe von „What can you mach, sis is Amerike“ und „Black but Sweet“ mit einem urban-elektronisch-clubbigen Akzent versehen. Um es nochmal klarzustellen: Von dem unserer Ansicht nach, wie gesagt leider unüberlegt-schlampigen Schnellschuss des Single-Release mal abgesehen, hat diese EP des Joe Fleisch in jedem Fall Format.
 
Und wenn wir schon so viel von den JEWISH MONKEYS geredet haben, betrachten wir es zu allerletzt als unsere Pflicht hier noch auf deren zwei Clips auf YouTube hinzuweisen. In einer Fusion von Harry Belafontes weltberühmten Mega-Schlager Banana Boat und dem genauso weltberühmten israelischen Siedler-Song Hava Nagila (aus einer Zeit als es noch weltweit als ehrenvoll galt, jüdischer Siedler zu sein) entstand eine bissig-satirische Neubetextung zum  - O-Ton Joe Fleisch - sich „jeglicher Endlösung widersetzenden Nah-Ost-Konflikt“. Gael Seidner, der hier mit seinem komödiantischen Ur-Talent besticht, als ein mit Kefiah und Schnauzbart camouflierter Araber, streitet mit Dr. Boiko und Joe Fleisch, die als chassidische Juden auftreten, auf wessen Seite Gott ist. Sätze wie „They killed us in Ausschwitz, we need Real Estate“ sind dann allerdings von derart erschreckend politischer Unkorrektheit, daß wir erneut keine andere Wahl haben als uns –zu distanzieren. Aus blanker Liebe zu unserem Freund Jossi Reich rücken wir allerdings auch diesen Link hier sozusagen unter der Hand heraus: http://www.youtube.com/watch?v=hTyzO-8islg
 
Von dem zweiten JEWISH MONKEYS–Clip auf YouTube,  „Caravan Petrol“ distanzieren wir uns hingegen ganz und gar nicht. Es ist dies ein Remake des gleichnamigen Hits der italienischen Sänger-Ikone aus den 50er Jahren, Renato Carosone, dessen „Tu vuo fa l´americano“ die Vorlage des Cover-Mega-Hits des  Sommers 2010 hergab. In einer Zeit, da nochkeiner ahnte, daß wegen unserer Abhängigkeit von fossiler Energie eine Klimaerwärmung auf uns zurollt, widmet der neapolitanisch-rhythmische Melodie-Leckerbissen sich wehmütig der Romantik des Truckers, der seinen Benzinlaster durch die Weltgeschichte fährt. Mit großzügiger Erlaubnis der Rechteinhaber hat Dr. Boiko diesen Song in eine pessimistische Satire über die bislang noch nicht so richtig in Gang gekommene Solar-Revolution umgetextet. Eröffnungssatz: „Oy, isn´t it an oily Planet“. Drei „Motherfucker“, die enttäuscht unserer Erdöl-abhängigen Zivilisation den Rücken kehren und in die Wüste gehen, vergucken sich dort dummerweise in die Tochter des Ölscheichs, konsequenterweise dann in seinen Ölreichtum und gehen dadurch allen guten Vorsätzen verlustig. Unter Mitwirkung von BoomPam wird diese Story in einem aufwendig produzierten, Kustorica-artigen Video erzählt und sorgt beim Viewer für viel Lächeln und gute Laune. http://www.youtube.com/watch?v=Z6mGtAYG5l8&feature=related
 
In Frankfurt und auf YouTube kennt man den umtriebigen Joe Fleisch im Übrigen auch von seinen gelegentlichen Auftritten mit der Frankfurter Jazz-Band „Die Schwindler“. Mit ihnen experimentierte er an Songs von Maxim Biller und an Cover-Versionen des Deutschland-Lieds, DraffiDeutschers „Marmor Stein und Eisen bricht“ oder Marlene Dietrichs „In den Ruinen von Berlin“. Ein ganz besonderer Insider-Tip ist der Video-Clip „Mein Name ist Joe Fleisch“, den er 2003 mit deren Komponisten und Jazz-Saxophonisten Tobias Rüger produzierte. Mit unschuldig-jünglingshaften Habitus steigt er dort im Badezimmer einer Suite der traditionsgeschwängerten Edel-Herberge „Frankfurter Hof“ aus der randvoll gefüllten Badewanne, bis auf ein goldfarbenes G-String und knallrotes Hundehalsband ganz so wie Gott ihn erschuf, und lässt sich dabei von einer stattlichen Dame, die sich im Zimmermädchen-Look vergangener Zeiten vor der Kamera präsentiert, zärtlich abtupfen. Zusammen mit Tobias Rüger, der einen eleganten Moderator und Pianisten im Frack darstellt, dem Regisseur Cyril Tuschi und einigen ausgewählten Freundinnen wird hier frivol, schamlos und lebensfroh im Anklang an den Orgien-Stil der goldenen, wilden Zwanziger ein ganz besonderer musikalischer Geschichtsunterricht zelebriert. Vorgestellt wird der Durchhalte-Song „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei“ von Lale Anderson aus finster-brauner Weltkriegs-Nazizeit, sowie in der Gegenüberstellung die über den „Feindsender“ BBC ins „Reich“ gesendete Anti-Nazi-Version der jüdisch-deutschen Londoner Exil-Emigrantin Lucy Mannheim. http://www.youtube.com/watch?v=PCCle-doOIY
 
In einer weiteren Produktion aus dem Jahre 2008, diesmal auf der Terrasse seines Tel-Aviver Studios mit Blick auf Mittelmeer und Sonnenuntergang, ergeht der sich in Ekstase steigernde Joe Fleisch zusammen mit der deutschstämmigen Schauspielerin und Photo-Modell Melanie Peres und dem charismatischen Punk-Rock-Musiker und StandUp-Comedian Eyal Wollman in einer inbrünstigen Ode an die Liebe und das Sonnenlicht ineiner Cover-Version von „Wo bist Du mein Sonnenlicht“ der deutsch-türkischen Boys-Band „Group Tekkan“. http://www.youtube.com/watch?v=61CGQxDtak0
 
Aber nicht genug damit. 2010 wird Joe Fleisch von Vladimir Lomberg gefeatured, dem Erfinder und Produzenten der JEWRHYTHMICS, die vor dem Hintergrund eines neu-produzierten Italo-Disco-Sound alte jiddischeVolkslieder auf sehr eigenwillige Weise wiederauferstehen lassen. In deren Release-Video für das Anfang 2012 bei EssayRecordings anstehende Album-Debut ist es wieder das jiddische „Miserlou“, diesmal als Disco-Version. Auch davon distanzieren wir uns selbstverständlich in keinster Weise, sondern sprechen unsere Bewunderung dafür aus, wie der Möchtegern-Schamane Joe Fleisch sich den Liebeskummer von der Seele singt - und tanzt.  http://www.youtube.com/watch?v=U3mkZNzJdzg          
 
Auf die am 24. November erscheinende JoeFleisch-EP soll dann im Frühjahr seine CD folgen. Noch ein klein wenig JEWISH MONKEYS, weitere jiddische Balladen aus alten Zeiten, die ELEKTRO-YID ins Funkig-Neuzeitige überträgt, und dann aber etwas ganz Besonderes: In einer Paarung mit der zwischen Tel-Aviv und London pendelnden Elektro-Pop-Sängerin EmilyKarpel werden zwei Schlager der Neuen Deutschen Welle auf Jiddisch gecovert. Aus dem gequält-sehnsüchtigen „Eisbär“ wird ein noch etwas sehnsüchtigerer „Waisser Ber“, und das berühmt-berüchtigt-monotone Anti-Liebeslied „DaDaDa - Ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht“,  wird ins Gegenteil zum ungleich romantischeren, lebens- bzw. Liebes-bejahenderen „DaiDaiDai -Ich hob Dech lieb, Du host mech lieb“ verdreht.
Emily und Joe, jiddische Erotik a la Jane Birkin und Serge Gainsburg?
Wir von EssayRecordings lassen uns überraschen, sind wie immer offen für das Beste und hoffen, die EssayRecordings-community hiermit hinreichend informiert zu haben.